Samstag, 28. März 2009

Unsere kleine Farm

Hallo alle miteinander,



In den letzten Wochen sahen sich die Besucher meines Blogs mit dem leider immer wieder auftretenden „Leithopy-Effekt“ konfrontiert. Unter dem Begriff „Leithopy-Effekt“ verstehen Wissenschaftler das Phenomen menschlichen Verhaltens, eine Aufgabe, einen Plan oder ein Projekt voller Elan, Eifer und Energie anzutreten, um nach weniger Zeit jegliche Motivation und Lust an eben jener Sache zu verlieren.
Das ist aber nicht die einzige Erklärung, warum es hier in letzter Zeit recht mau aussah; auch das Studium an der University of Cape Town und der damit verbundene, recht hohe Zeitaufwand haben das ihre zur Abstinenz neuer Einträge beigetragen.


Doch hiermit überwinde ich das innere Hundeschwein und berichte euch wieder aus dem spannenden Leben in Cape Town. Zuvor sei noch gesagt, dass ich Ideenklau bei www.aniainmanila.blogspot.com" betrieben habe und nun auch eine Kommentarbox, die ihr an der rechten Seite findet, eingerichtet habe. Hier könnt ihr mir auch ohne Anmeldung kurze Kommentare, Grüße, Drohbriefe und Liebeserklärungen hinterlassen. Ich werde nicht müde zu betonen, dass ich mich über alle Formen des Feedbacks freue. So, lange Nase, kurzes Kinn – nun geht es endlich wieder los.



An einem verlängerten Wochenende entschied sich eine kleine Truppe bestehend aus Norwegern und Amerikanern dazu, ein Auto zu mieten, um das Kapland welches Cape Town umgibt, zu erkunden. Natürlich sagte ich sofort zu und schon saßen wir zu fünft dicht gedrängt in einem viel zu kleinen Mietwagen (erst später sollte ich erfahren, dass der Vermieter ländliche Ausflüge ausdrücklich untersagt hatte).
Ziel unserer Reise war eine von Cape Town etwa sechs Stunden entfernte Farm, die unserer gemeinensamen Hausvermieterin gehört und für uns eine kostenlose Schlafgelegenheit darstellte.

Trotz stürmischer Verhältnisse und bewölktem Himmel bot sich uns ein wunderschöner Blick auf die Landschaft Südafrikas. Diese lässt sich auf Grund ihrer Vielfalt kaum einheitlich beschreiben. Wähnt man sich beim Anblick der dicht bepflanzten Grünflächen noch im deutschen Schwarzwald, bietet sich kurz darauf das Bild typisch afrikanischer Steppe. Das steinerische Gebirge erinnert hingegen an die neuseeländischen Aufnahmen aus „Herr der Ringe“ (an dieser Stelle muss ich ehrlicherweise hinzufügen, dass ich bisher weder den Schwarzwald noch Neuseeland besucht und auch Herr der Ringe noch nie gesehen habe).




Auf unserer Reise durchquerten wir viele kleine Dörfer und wo wir einkehrten, begegnete man uns mit höchster Gastfreundschaft. Kriminalität spielt hier im Vergleich zur ’Mother City’ eine eher untergeordnete Rolle, weshalb man sich auch sicherer fühlt - von Hektik und Stress keine Spur. Stattdessen geben die südafrikanischen Supermärkte ihren Kunden wirklich hilfreiche Tips, die das angepriesene Produkt sehr konkret und anschaulich beschreiben.
Auch vor dem Supermarkt in dem ich das besagte Schild fand, entdeckte ich etwas interessantes - einen Kranautomat, an welchem Armbanduhren, die um alte, vergammelte Schwämme gewickelt waren, auf ihren neuen Besitzer warteten. Auf dem Schild am Automaten stand sinngemäß übersetzt: „Falls Sie nicht vorhaben, den Schwamm zu benutzen, geben Sie ihn bitte im Supermarkt ab“. Irgendetwas mussten diese Schwämme an sich haben, wenn die Supermarktkette zwar die Uhren, aber nur ungern diese Küchenutensilien herrausrückte. Hochmotiviert warf ich zwei Rand ein und – tatsächlich – der Kran umpackte eine Uhr und natürlich viel wichtiger den Schwamm.
Die Uhr war wie zu erwarten wertlos, aber den Schwamm werde ich mir in Deutschland in eine Vitrine stellen. Erst im Auto viel mir ein, das es natürlich Stil gehabt hätte, im Supermarkt stattdessen die Uhr abzugeben.

Auf unserer weiteren Fahrt begegneten uns die verschiedensten Tierarten, wie z.B. Schildkröten, Rehe, sehr viele Sträuße und andere Vogelarten.



Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir dann endlich unser Ziel. Hier wurden wir von zwei frei herumlaufenden Pferden begrüßt, deren stürmische Begrüßung ich nur aus der Distanz und dem nötigen Respekt erwiedern konnte. Die Farm selbst erinnerte nicht nur mich an einen für Teenie-Slasher-Filme bestens geeigneten Schauplatz. Neben dem Eingang wartete ein familieninterner Friedhof auf die Mitternachtsstunde, mit von mir entdeckten Kettensäge hätte man nicht nur Holz zerkleinern können und auch die Eingangstür zu unserer Hütte knarzte und ächzte bei jedem Windstoß. Schnell verzogen wir uns ins Innere und bereiteten unserer Abendessen vor.
Wir hatten die verschiedensten Fleischsorten, darunter z.B. Straußenbratwurst eingekauft und wollten diese in südafrikanischer „Braii“-Manier grillen. (Achtung, folgendes Bild birgt die Gefahr, die Vegetarier-Quote unter euch Lesern rapide ansteigen zu lassen, was nicht am abgebildeten Norweger Andreas liegt).

Für den nächsten Tag hatten wir auf Wunsch der weiblichen Gruppenmitglieder eine Pferdetour vereinbart. Auch wenn ich nicht gerade der größte Pferdeanhänger (welch geniales Wortpiel:-)) bin, genossen wir alle unter Anleitung eines äußerst wortfaulen Pferdepflüsterers den Ausritt.
Nach dem Ende dieser Tour fuhren wir zur Küste und rannten unter den verdutzen Augen anderer Touristen ins eiskalte Wasser des indischen Ozeans. Hierbei wurde Andreas leider Opfer eines Quallenbiss, was allerdings auch das einzige Negativerlebnis auf unserer Reise bleiben sollte. Es war mit Sicherheit nicht der letzte Ausflug im Western Cape und schon allein der schöne Schwamm, der mich vom Wandschrank aus anlächelt war die ganze Reise wert.

Das war es für heute von meiner Seite und ich verspreche, in Zukunft regelmäßiger Bericht zu erstatten.


Ganz liebe Grüsse


Euer Julian

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen