Donnerstag, 26. Februar 2009

Ain't No Mountain High Enough

Liebe Freunde der Volksmusik,



nach einer für manch einen von euch einer Ewigkeit gleichenden Zeit ohne Blogeintrag, sorge ich hiermit wieder für ein wenig Lesefutter. Auch wenn es schon einige Zeit her und seither viel passiert ist, fange ich am Besten mit der Erklimmung des Devil’s Peak an. Verzeiht die Verzögerung, aber die letzten Tage waren ziemlich stressig und das letzte Bild wird euch für all die traurigen Stunden des Wartens entschaedigen (versprochen!) Kommentare werden nicht bestraft.

Gemeinsam mit einer Truppe bestehend aus Schweizern, Österreichern, Deutschen, einem Engländer, einem Spanier und meinem amerikanischen Mitbewohner startete ich in aller Hergottsfrüh, um eine Wanderung im Tafelberggebirge zu starten, die dann in der Bergspitze gipfeln sollte.

Zu diesem Zeitpunkt konnte noch keiner von uns ahnen, dass es der bis dato heißeste Tag des Jahres werden sollte und in dem naiven Glauben, drei Liter Wasser würden reichen, zog ich mit meiner Multikulti-Truppe von dannen.
Schon nach einer halben Stunden hatte unser Team den ersten Verlust zu melden: Die Österreicherin, die sich schlau wie sie war, noch kurz vor Beginn der Wanderung eine Kippe reingezogen hatte, musste abbrechen (was auf Grund ihrer Nationalität doch sehr bemerkenswert ist). Doch das sollte den Rest unserer Truppe nicht aufhalten. Mit jedem Meter wurde die Luft dünner und die Sonne schien erbarmungslos am Himmel. Spätestens als wir die baumlose Zone (für die es sicherlich einen biologischen Fachbegriff gibt, aber ich habe nicht umsonst in Bio immer um einen Punkt gekämpft) hinter uns gelassen hatten, wurde es wirklich brenzlig, denn ich hatte nur noch einen halben Liter Wasser, welcher ja auch noch für den Rückweg reichen musste. Doch je näher wir der Spitze kamen, desto mehr wichen die Schmerzen der Vorfreude und als wir nach über vier Stunden oben angekommen waren, wusste ich, warum wir diese Tour auf uns genommen hatten.

Zwar war die Sonne auf dem Weg zur Spitze unser größter Feind gewesen, doch jetzt bot sie uns aus über 1000 Meter Höhe einen völlig nebelfreien Blick über ganz Cape Town – sagenhaft.

Doch leider endet eine Bergwanderung nicht an der Spitze, sondern wieder unten im Tal, weswegen wir nach einem Fotoshooting, das für einen ganzen Kalender reichen würde, den Rückweg antraten. Das erste Drittel des Abstiegs war die mit Abstand härteste Zwischentappe und erst als wir uns wieder im Schatten der Bäume befanden konnten wir wieder eine angenehme Pause machen. Nach weiteren zweieinhalb Stunden kehrten wir dann endlich an den Start unserer Tour zurück und sammelten noch einmal alle Kräfte für ein letztes Gruppenfoto.

Als ich nach Hause kam, erzählten mir die Amerikanerinnen von ihrem ursprünglichen Plan, zum Strand zu gehen. Wegen der anhaltenden Hitze hatten sie jedoch wieder Abstand von dieser Idee genommen und wollten nicht wirklich glauben, was wir an diesem Tag gemacht hatten. Und mit ein bisschen Abstand betrachtet war diese Idee auch ziemlich bescheuert. Aber trotzdem hat es sich gelohnt, denn die Schmerzen sind inzwischen weg, aber die Erinnerungen an den Moment, in dem ganz Cape Town zu meinen Füßen lag, werden immer bleiben.

Aber da war doch noch was...Hmmm....Ach ja, ich hatte euch ja noch ein Foto versprochen:


3...


2...


1...


und...






Keine Angst, das war natürlich nur ein Scherz. Aber mit nun folgendem Foto werde ich Mirco Nontschew bei Expedia ablösen:








Ganz liebe Grüße

Euer Julian

Sonntag, 8. Februar 2009

The Little Drummer Boy

Liebe Freunde der Sonne,


hier folgt nun extra für euch der nächste Teil meiner kleinen Reportage. Die Orientierungswoche ist vorbei, aber von Orient war leider nicht viel zu spüren. Dennoch waren es großartige sieben Tage mit vielen bewegenden Augenblicken. Unter anderem hatte die Universität einen großen Drumcircle für alle Neuankömmlinge aufgebaut und gemeinsam trommelten wir die unterschiedlichsten Rhythmen. Das Erstaunliche an diesem Ereignis war das Tempo in dem sich die ganze Gruppe verbesserte. Musste man am Anfang noch annehmen, im Takt zu trommeln sei verboten, so erzeugte die Truppe am Ende des Tages das Gefühl einer unaufhaltsamen Trommeleinheit.

Weitere Bestandteile des Wochenprogramms waren sowohl ein dreistündiger Englischtest, als auch ein großes, von Coca Cola gesponsertes und „Braii“ genanntes Erstsemestergrillen und verschiedene Seminare über Kriminalität und HIV in Südafrika. Außerdem erhielten wir eine Einführung in die Sprache „Afrikaans“. Aufgrund starker niederländischer Einflüsse ist diese Sprache unserer Nation verhältnismäßig leicht zugängig. Afrikaans ist schwer zu beschreiben; dennoch versuche ich es einmal: Nach (noch) nicht offiziell bestätigten Beobachtungen, spricht der Deutsche im stark alkoholisierten Zustand holländisch. Nimmt man nun noch eine gehörige Dosis Crack hinzu, landen wir meinen Eindrücken nach bei Afrikaans. Als Alternative würde ich dennoch einen Sprachkurs bevorzugen und auch in südafrikanischen Taxis bekommt man auf Nachfrage kostenlos Sprachunterricht. (Was für eine kongeniale Überleitung)

Ich habe während meiner ganzen Zeit hier in Cape Town noch keine normale Taxifahrt erlebt. So fuhr ein Taxifahrer zB. anstatt direkt zu unserer Unterkunft noch mal eben schnell zu einer entfernten Imbissbude. Als Gegenleistung bot er mir dann immer wieder einen Schluck von seiner Cola an. An einem anderen Abend hatten wir für sechs Leute ein Großraum-Taxi geordert. Zu unserer großen Überraschung hatte der Taxifahrer jedoch nicht nur gute Laune, sondern auch seine Frau und seine sechs Monate alte Tochter im Schlepptau (er würde „so ungern alleine fahren“). Daher mussten zwei von uns auf den Schoss genommen werden, bevor wir mit neun Insassen den Weg ins Partyviertel von Cape Town antraten. Diese und andere Erlebnisse trugen dazu bei, dass die im Taxi verbrachte Zeit an vielen Abenden amüsanter, als der Aufenthalt am tatsächlichen Ziel der Taxifahrt war. Aus diesem Grunde möchte ich auch annehmen, dass der Ausspruch „der Weg ist das Ziel“ seinen Ursprung in Cape Town findet. (Und schon wieder so eine grandiose Überleitung!)

Unter gleichem Motto steht nämlich auch unser morgiger Ausflug: Wir wollen die Spitze des Devil’s Peak erklimmen. Wünscht mir schonmal Hals und Beinbruch,



Euer Julian

Mittwoch, 4. Februar 2009

Am Kap der ganz guten Hoffnung


Hallo liebe Liebenden,



zu allererst moechte ich mich bei euch allen fuer all die netten Kommentare bedanken. Dann macht das Schreiben gleich doppelt so viel Spass. Die CBSler unter euch werden aber ohnehin schon bemerkt haben, dass ich das ganze nur der hieraus resultierenden „Social Recognition“ halber betreibe. Hier folgt wie versprochen der zweite echte Eintrag.


Der auf dieses Video folgende Tag stellte den Beginn der Orientierungswoche dar, weswegen ich zum ersten Mal auf die ganzen anderen Study Abroad Students traf. Zwar ging es primaer um die Erkundung der Peninsula, doch in Wahrheit galt es fuer mich zu Erkunden, ob es denn auch nicht-amerikanische Austauschstudenten gibt. Von den 800 Gaststudenten sind naemlich mindestens 70%, gefuehlt allerdings mehr als 90% im Land der begrenzten Unmoeglichkeiten beheimatet und jeder 10 von Ihnen traegt ein Obama-Shirt.


Alle Studenten wurden auf ca 15 Busse verteilt und unser Tourguide erzaehlte uns auf dem Weg zum Cape of Good Hope allerlei ueber die Geschichte Suedafrikas. Natuerlich habe ich alles mitgeschrieben, aus Platzmangel hinterlasse ich hier allerdings nur den Link zu der Seite, auf der ich das wichtigste festgehalten habe:

http://tinyurl.com/red6z


Auf dem Weg zum Kap der guten Hoffnung passierten wir Boulders Beach. Dies ist einer der rar gesaehten Orte an denen sich eine sehr klein geratene, unglaublich suesse Rasse der Pinguine herumtreibt – bei 25 Grad im Schatten. Aber speziell in diesem Falle sagt ein Bild mehr als 1000 Worte:


Einen Zwischenstopp legten wir in einer Community der sogenannten „coloured“ people ein, welche nicht mit den black people zu verwechseln sind. Auch wenn das Dorf wie so haeufig in Suedafrika von einer traumhaften Landschaft umgeben ist, in die man ohne weiteres Luxushaeuser bauen koennte, so leben die Einwohner in ziemlich armen Verhaeltnissen. Zwar haben wir noch nicht die „wahren“ Armenviertel ('Townships' genannt) besucht, doch nach europaeischen Verhaeltnissen waren diese Menschen mehr als arm. Jeder zweite Dorfbewohner ist arbeitslos und an allen Hausfassaden sind tiefe Risse. Zu dieser Jahreszeit mag dies kein wirkliches Problem darstellen, doch in den Sommermonaten schuettet es hier aus Eimern. Fuer die Bewohner sind die Besuche von Weissen ein echtes Highlight, und speziell die Kinder sind immer ganz aus dem Haeuschen. Ein paar von Ihnen hatten beindruckende Tanz- und Gesangseinlagen fuer uns einstudiert und kurz darauf bekamen wir ein typisch afrikanisches Buffet serviert.


Doch das Highlight des Tages sollte noch auf uns warten, denn nachdem wir uns von einer kleinen Masse winkender Kinder verabschiedet haben, ging es zum Cape of Good Hope.

An dieser Stelle muss ich leider nocheinmal zum Werther mutieren: Dies duerfte mit Sicherheit einer der schoensten Orte der Welt sein. Man starrt vom Sea Point in die Ferne und ist umgeben von Wasser in fuenf verschiedenen Farbtoenen. Auch gibt es an dieser Stelle einen Strand der von meterhohen Klippen eingeschlossen ist. Doch wo bist du, mein holdes Lottchen... Ok, jetzt bin ich zu stark in die Rolle geschluepft, also zurueck zum Thema:

Zwar ist es, anders als oft behauptet nicht der suedlichste Punkt Afrikas, aber das Bild verdeutlicht vielleicht trotzdem, dass man zu Fuss nach Deutschland nicht mit einer Wasserflasche auskommt.

Ich kann nur jedem von euch ans Herz legen, einmal in seinem Leben an diesem Ort gewesen zu sein. Mit diesen weisen Worten verabschiede ich mich wieder. Liebe Gruesse nach Deutschland!


Euer Julian

Sonntag, 1. Februar 2009

Erstes Lebenszeichen


Hallo liebe Leute!

Das ist nun mein allererster Eintrag. Ich beginne gerade meinen 4. Tag auf der anderen Hälfte der Welt, sitze bei ca. 25 Grad auf der Terrasse unseres Studentenheims und lasse mir die Sonne auf den mit Maracuja und Ananas gefüllten Bauch scheinen. Links von mir ist der Table Mountain, rechts von mir ein besoffener Ami. Da man sich allerdings mit beiden Objekten nur schwerlich unterhalten kann, ist dies wohl der perfekte Moment, diesen kleinen Blog zu starten und die Ereignisse der letzten Tage, angefangen mit meinem Flug, Revue passieren zu lassen.

Ich flog mit British Airways über London nach Cape Town. In London hatte ich nur eine Stunde zwischen Landung und Abflug, aber mit einem kleinen Zwischensprint hat alles wunderbar geklappt. Im Flieger nach SA saß hinter mir ein älterer Herr, der wohl zum ersten mal in seinem Leben einen Touchscreen benutzte und bei jedem Drücken meinen Rücken gleich mitdurchbohrte. Doch davon abgesehen verlief der Flug sehr angenehm. Wir flogen sogar ganz knapp an Angola vorbei; ein Land, dem ich wie viele von euch wissen werden, eine Menge zu verdanken habe.

Nach elf nicht enden wollenden Stunden landeten wir endlich in Cape Town. An der Passkontrolle hatte man nur wenig Verständnis dafür, dass ich als Deutscher noch nie das Oktoberfest besucht habe und weder Bier noch Senf zu mir nehme. Doch schon anhand dieser Fragen wurde mir bewusst, wie freundlich und offen dieses Volk doch ist.

Zusammen mit zwei Studentinnen aus Österreich und Norwegen wurde ich von Studenten der University of Cape Town abgeholt und gemeinsam fuhren wir in den Stadtteil Rondebosch, wo die meisten Studenten untergebracht sind.

Die Unterkunft übertraf meine Erwartungen bei weitem: eine große Terrasse, ein schönes Wohnzimmer und eine nette Küche mit Ofen und Mikrowelle. Das ganze Haus ist umgeben von Pflanzen, alles blüht und der Table Mountain wacht am Horizont. Aber dieser Blog soll keine Fortsetzung der Leiden des jungen Werther’s werden, daher enden hier die Naturbeschreibungen.

Schon am ersten Tag bin ich mit der Studentin aus Innsbruck, die sich hier bereits ein bisschen auskennt mit der Tram nach Cape Town gefahren. Die Zugfahrten hier haben wenig mit den unseren gemeinsam und sind ein Abenteuer für sich. Die ziemlich abgewrackten Züge werden primär von den Schwarzen benutzt, die immer freundlich aber vor allem gut gelaunt sind.

Cape Town selbst ist umwerfend und sehr beeindruckend und obwohl es sich hierbei um eine Großstadt handelt, ist von Hektik nichts zu spüren.

Auch die befürchtete angespannte Atmosphäre der Postapartheid kann ich nicht bestätigen. Trotzdem wird sofort deutlich, dass die Weißhäutigen und die Farbigen hier meist getrennte Wege gehen und der Wohlstand eines Menschen noch sehr stark von der Hautfarbe abhängt. Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass man, speziell als Tourist, sehr häufig angebettelt wird. Allerdings gewöhnt man sich sehr schnell an diese Art des Umgangs und im Vergleich zu anderen afrikanischen Städten ist Cape Town wahrscheinlich sehr zivilisiert und vor allem westernisiert.

Abends war ich mit meinen Mitbewohnern (alles Amerikaner) im Stadtteil Observatory essen. Zu solchen Angelegenheiten fährt man in Cape Town meist mit dem Taxi, da dies, genau wie das Essen, deutlich günstiger als in Europa ist. Im Restaurant lief erschreckenderweise ein Videoclip von Tokio Hotel, die sogar auf Platz 7 der Charts waren. Beruhigenderweise handelte es sich bei diesen Charts jedoch um die Top 10 der „Weird Hairstyles“ :-)

Auf Empfehlung der Bedienung bestellte ich eine Pizza mit Chicken und Cranberry und wurde nicht enttäuscht! Auf dem Rückweg hörte ich aus den Lautsprechern des Navis auf einmal: „nach 100 Metern links abbiegen“ Der Taxifahrer erklärte mir, dass er plane, in naher Zukunft nach Deutschland zu reisen und auf diesem Wege versuche, ein wenig Deutsch zu lernen und so brachte ich ihm die wichtigsten Begriffe wie „Prost“ „Hallo“ und „Bullenstaat“ bei.

So, dies wahr der erste Streich, doch der zweite folgt so gleich. Heute werde ich mit allen anderen Austauschstudenten der UCT eine Tour um die Peninsula Cape Town’s machen. Dann werde ich auch endlich Versuchen, ein Video hochzuladen.

Sonnige Grüße vom anderen Ende der Welt sendet euch

Euer Julian